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Zilli Schmidt mit Claudia Roth am 16. Juli 2022
Zilli Schmidt mit Claudia Roth am 16. Juli 2022
Jahrhundertzeugin, Widerstandskämpferin, Vorbild
Jahrhundertzeugin, Widerstandskämpferin, Vorbild
Unsere Zilli wird 98 Jahre alt
Unsere Zilli wird 98 Jahre alt

Am 10. Juli 1924, vor 98 Jah­ren, kam Zil­li Schmidt (gebo­re­ne Reich­mann) auf die Welt. Vie­le Wel­ten hat sie seit­her erlebt und über­lebt: Sie ist eine Jahr­hun­dert­zeu­gin und eine gro­ße Wider­stands­kämp­fe­rin gegen den Natio­nal­so­zia­lis­mus. Zil­li Schmidt hat den Völ­ker­mord über­lebt, sie hat Ausch­witz über­lebt — den Ort, wo ihre Fami­lie und ihre vier­jäh­ri­ge Toch­ter Gre­tel ermor­det wur­den. Gegen alle Wahr­schein­lich­keit hat Zil­li über­lebt. Sie floh immer wie­der aus Lagern, sie täusch­te die Mör­der, sie kämpf­te für ihre Fami­lie und ver­sorg­te sie in Ausch­witz. Sie woll­te bei ihnen blei­ben, doch am 2. August 1944 wur­de sie als ein­zi­ge ihrer Fami­lie auf einen Trans­port nach Ravens­brück gezwun­gen. In der­sel­ben Nacht wur­den alle Sin­ti und Roma, die noch in Ausch­witz-Bir­ken­au waren, vergast. 

Dar­über hat sie Zeug­nis abge­legt in ihrem Lebens­buch „Gott hat mit mir etwas vor­ge­habt!“ Erin­ne­run­gen einer Deut­schen Sin­te­za. In unse­rem Kul­tur­haus Rom­noK­her hat Zil­li Schmidt – vom SWR doku­men­tiert – 2020 ihr Buch vor­ge­stellt. Auch ein Film über ihr Leben wur­de dabei auf­ge­führt. 2021 erhielt sie den Kul­tur- und Ehren­preis der Sin­ti und Roma im Rom­noK­her. Am 21. Janu­ar 2022 wur­de ihr dort auch das Bun­des­ver­dienst­kreuz verliehen. 

Auch nach 1945 blieb die­se muti­ge und stets ele­gan­te Frau ein Vor­bild. Vor Gericht hat sie schon vor Jahr­zehn­ten gegen Täter des Holo­caust aus­ge­sagt, die Öffent­lich­keit hat sie in den ver­gan­ge­nen Jah­ren immer wie­der über den Völ­ker­mord auf­ge­klärt. Zugleich hat sie auch von die­ser ande­ren Geschich­te vor dem Völ­ker­mord Zeug­nis abge­legt, von der gemein­sa­men Geschich­te von Deut­schen, die Sin­ti waren, und Deut­schen, die kei­ne Sin­ti waren, von Freund­schaf­ten, von dem Wan­der­ki­no und dem Lanz-Bull­dogg, mit dem ihre Fami­lie die moder­ne Mas­sen­kom­mu­ni­ka­ti­ons­ge­sell­schaft über­haupt erst in die begeis­ter­ten deut­schen Dör­fer brachte. 

Zil­li Schmidt ist es bis heu­te ein Her­zens­be­dürf­nis, jun­gen Men­schen von der Kul­tur und Geschich­te der Sin­ti zu erzäh­len und ihnen Mut zu machen, gegen Unter­drü­ckung und Hass auf­zu­ste­hen. So ließ sie sich 2020 von jun­gen Men­schen inter­view­en, die mit dem Foto­gra­fen Lui­gi Tos­ca­no an einem Por­trät arbei­te­ten, das nun im Kamin­zim­mer des Rom­noK­her zu sehen ist. Im Dezem­ber 2021 wirk­te sie an unse­rem Jugend-Gedenk­film für den Land­tag von Baden-Würt­tem­berg mit. In der Bil­dungs­ar­beit unse­res Lern­orts Rom­noK­her spielt ihre Bio­gra­phie eine zen­tra­le Rolle. 

Wir wün­schen unse­rer Zil­li alles Glück die­ser Welt und Got­tes Segen und Schutz! 

Eine beson­de­re Freu­de war für Zil­li Schmidt die Über­ra­schung, dass – unter­stützt durch den VDSR-BW – die von ihr so geschätz­te Beauf­trag­te der Bun­des­re­gie­rung für Kul­tur und Medi­en, Staats­mi­nis­te­rin Clau­dia Roth, sie in ihrer Woh­nung in Mann­heim besuchte. 

Beitrag erstellt am 09.07.2022

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