Der Herbolzheimer Bürgermeister Thomas Gedemer, Mehmet Daimagüler, Daniel Strauß und engagierte junge Menschen
Der Herbolzheimer Bürgermeister Thomas Gedemer, Mehmet Daimagüler, Daniel Strauß und engagierte junge Menschen
Erinnerung an die März-Deportationen
Erinnerung an die März-Deportationen
Daniel Strauß, der Vorsitzende des Landesverbands, erinnert an die Opfer des Völkermords in ganz Baden-Württemberg
Daniel Strauß, der Vorsitzende des Landesverbands, erinnert an die Opfer des Völkermords in ganz Baden-Württemberg

In sei­ner Rede in der gemein­sa­men Gedenk­fei­er mit Minis­ter­prä­si­dent Win­fried Kret­sch­mann erklär­te Dani­el Strauß, der Lan­des­vor­sit­zen­de der Sin­ti und Roma in Baden-Würt­tem­berg, am 15. März 2023 im Neu­en Schloss in Stuttgart: 

“Vor 80 Jah­ren, am 15. März 1943, wur­de eine gemein­sa­me Hei­mat end­gül­tig zer­stört. Es wur­de ein Schluss­strich unter eine gemein­sa­me Geschich­te gezo­gen, der Schluss­strich des Todes unter mehr als 500 Jah­re Leben. Das war das Ziel der Täter. Der Ort, den sie Sin­ti und Roma zuge­dacht hat­ten, war der Tod. Im Schrei­en und Wei­nen der Men­schen am Inne­ren Nord­bahn­hof heu­te vor 80 Jah­ren zer­brach eine Welt. Der Zivi­li­sa­ti­ons­bruch fand mit­ten in Stutt­gart statt. Das Ver­bre­chen geschah vor aller Augen. 

Wir waren unter den ers­ten, die dort anka­men’, erin­ner­te sich spä­ter Hil­de­gard Franz aus Ravens­burg. Für den ers­ten Teil der Rei­se von dort nach Stutt­gart setz­te die Bahn noch Rei­se­zü­ge ein. ‘Die Poli­zei hat­te zuerst die Men­schen abge­holt, die weit ent­fernt leb­ten. Sie brach­ten vie­le, vie­le Men­schen von über­all her, es waren eini­ge hun­dert Men­schen. Die Poli­zei und die Kri­po sind mit schuss­be­rei­ten Geweh­ren auf und ab mar­schiert. Es kann sich nie­mand vor­stel­len, was sich dort abspiel­te. Noch am glei­chen Tag ging unser Trans­port von Stutt­gart nach Ausch­witz, jetzt aber in Viehwaggons.

Ich weiß nicht mehr, wie lan­ge die Fahrt gedau­ert hat. Zwei oder drei Näch­te waren es. Wir sind spät abends oder nachts, es war dun­kel, in Ausch­witz-Bir­ken­au angekommen. …

Die Schreie der SS, die Befeh­le, das Gebell der Hun­de. Als wir das sahen, da wuss­ten wir, dass wir hier nicht mehr lebend raus­kom­men.

Wir geden­ken heu­te aller nach Ausch­witz depor­tier­ten Sin­ti und Roma, die mit dem Gebiet des heu­ti­gen Lan­des Baden-Würt­tem­berg ver­bun­den waren. Wir geden­ken heu­te aller Opfer und Über­le­ben­den des Völkermords.”

Die Depor­ta­tio­nen nach Ausch­witz, die Himm­ler am 16. Dezem­ber 1942 befoh­len hat­te, erstreck­ten sich über meh­re­re Wochen im März 1943. Als Lan­des­vor­sit­zen­der besuch­te Dani­el Strauß zahl­rei­che Gedenk­fei­ern im gan­zen Land, erin­ner­te gemein­sam mit den Nach­kom­men, heu­ti­gen Auf­ar­bei­tungs­in­itia­ti­ven und kom­mu­na­len Stel­len an die Opfer des Völ­ker­mords und erwies den damals Depor­tier­ten sei­nen Respekt. So nahm er etwa am 23. März 2023 am Geden­ken in Sin­gen teil, wo beson­ders an die Fami­lie Win­ter erin­nert wur­de, und am 24. März 2023 gemein­sam mit dem Beauf­trag­ten der Bun­des­re­gie­rung gegen Anti­zi­ga­nis­mus, Meh­met Dai­ma­gü­ler, an einer Gedenk­ver­an­stal­tung in Her­bolz­heim. Die dor­ti­ge vor­bild­haf­te Auf­klä­rung des Schick­sals der Fami­lie Spind­ler wur­de über Jahr­zehn­te vom Lan­des­ver­band begleitet. 

Beitrag erstellt am 05.04.2023

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