In Erinnerung an die verfolgten und ermordeten Sinti und Roma haben sich für den Film “Das Lager am Rande der Stadt” junge Menschen aus der Minderheit auf Spurensuche in Ravensburg begeben, um die Geschichte ihrer verfolgten Familien und ermordeten Angehörigen zu rekonstruieren.
Ihr Projekt führte sie an den heute völlig unmarkierten Ort des einstigen Zwangslagers Ummenwinkel und ins Museum Humpis-Quartier in Ravensburg, wo eine Ausstellung über die Verfolgung der Sinti im Nationalsozialismus zu sehen war, sowie nach Mannheim zur 97-jährigen Auschwitzüberlebenden Zilli Schmidt.
Der Film, der sie auf ihrer Spurensuche begleitet hat, ist ein energisches Plädoyer für lebendige Gedenkarbeit in der Gegenwart. Er zeigt, wie wichtig das Engagement junger Menschen ist und wie wirkungsvoll auch die Zeitzeugenschaft der nachgeborenen Generationen des Völkermords sein kann – während das Ende der unmittelbaren Zeitzeugenschaft nun leider unwiederbringlich näherrückt. Dieser bemerkenswerte Film entstand im Rahmen des außerschulischen Lern- und Begegnungsorts RomnoKher des VDSR-BW und wurde bei der Gedenkstunde des Landtags von Baden-Württemberg für die Opfer des Nationalsozialismus am 27. Januar 2022 uraufgeführt.
Im Stuttgarter Gedenkort Hotel Silber wurde dieser Film am 8. April 2022 einer weiteren Öffentlichkeit präsentiert und im Anschluss diskutiert. Diese Veranstaltung konnte der VDSR-BW gemeinsam mit der Initiative Lern- und Gedenkort Hotel Silber durchführen, um gerade auch zum Internationalen Romani Day ein Zeichen für in die Zukunft wirkende Erinnerungsarbeit zu setzen. Zur Einführung sprach Elke Banabak, Vorstandsmitglied der Gedenkinitiative. Christine Bast, eine der beiden Koordinatorinnen des Lernort-Programms des VDSR-BW, moderierte das Gespräch.
Madeleine Kehrer, Armani Spindler und Robert Trapp berichteten davon, wie sie durch die Arbeit am Film selbst neue Perspektiven entwickeln konnten. Sie betonten, wie wichtig die Erinnerungsarbeit gerade für junge Leute ist, die sich nur mit neuen Zugängen erreichen lassen. Die drei Hauptpersonen des Films setzen sich als Zeitzeugen der dritten Generation für weitergehende Aufarbeitung ein und haben gerade auch eine Weiterbildung des VDSR-BW als Aufklärungsreferentinnen und ‑referenten gegen Antiziganismus absolviert. Sie stehen für das Begegnungsprogramm an Schulen und in Bildungseinrichtungen zur Verfügung, das über den Lernort RomnoKher des VDSR-BW angefragt werden kann.