16.04.2019
Am 16. Mai 2019 ist der Gedenktag an die erste familienweise Deportation von ca. 2.800 Sinti und Roma aus ganz Deutschland. Ein zweiter wichtiger Anlass des Gedenkens, der beinahe in Vergessenheit gerät, ist der Widerstand der im „Zigeunerlager“ B II e (KZ Auschwitz-Birkenau) internierten Sinti und Roma am 16. Mai 1944.
Aus diesem Anlass werden wir über den Zeitraum der nächsten 4 Wochen das Thema Gedenken und Widerstand aufgreifen und beleuchten.
Wir beenden die Reihe mit einer Veranstaltung am 16. Mai 2019 im Marchivum Mannheim ab 12:30 Uhr und im RomnoKher Mannheim ab 18:00 Uhr.
19.04.2019
In dem Netzwerk von Nachkommen für Nachkommen vernetzen sich Menschen, die auf Gedenkveranstaltungen sprechen, Bildungsprojekte beraten oder selbst als Nachkommen an diesen teilnehmen, um zum Beispiel jungen Menschen ihre persönlichen Eindrucke von den Überlebenden in ihrer Familie zu vermitteln und deren Berichte aus der Nazizeit weiterzugeben.
Sonja Kosche berichtet, was für sie Widerstand bedeutet.
https://nachkommen-netzwerk-berlin.de/sonja-kosche-antizig…/
23.04.2019
Am 16. Mai 1944 wehren sich die Sinti und Roma im Vernichtungslager Auschwitz-Birkenau gegen ihre geplante Ermordung. Es gelingt ihnen, die Mordaktion um mehrere Wochen zu verzögern. Im Kampf gegen die deutsche Besatzungsmacht schließen sich Gruppen von Sinti und Roma vor allem in Osteuropa den Partisanenverbänden an. Zentrum des bewaffneten Kampfes ist Jugoslawien. Auch in Frankreich leisten Sinti und Roma in der Résistance Widerstand gegen den Nationalsozialismus und die Verfolgung ihrer Minderheit.
Zahlreiche Angehörige der Minderheit erhielten nach Kriegsende höchste Auszeichnungen. Der Widerstand wurde auf unterschiedlichen Wegen unterstützt.
https://www.gdw-berlin.de/…/172-widerstand-von-sinti-und-r…/
28.04.2019
Schon 1946 sagte Rosa Keck in Hasselt in einem Prozess gegen Kriegsverbrecher aus. Diese sehr detailreiche Aussage, die die entsetzlichen Bedingungen der Lagerhaft und das Leid der Gefangenen deutlich hervortreten lässt, wurde vor einigen Jahren von ihrer 1946 geborenen Tochter Melanie Spitta, einer Filmemacherin und Pionierin der Roma-Frauenbewegung, aus dem Flämischen ins Deutsche übersetzt und publiziert.
https://www.romarchive.eu/…/die-waggons-sind-zum-ersten-ma…/
01.05.2019
Ab dem 1. Mai 2019 wird das Denkmal für die im Nationalsozialismus ermordeten Sinti und Roma Europas seitens des Bundespresseamtes in das offizielle Besuchsprogramm aufgenommen.
37 Jahre nach dem NS-Regime, 1982, wurden Sinti und Roma als Opfer des Völkermordes anerkannt. Es dauerte weitere 30 Jahre bis ein Denkmal für die ermordeten Sinti und Roma Europas am 24. Oktober 2012 der Öffentlichkeit übergeben wurde. Das Denkmal wurde von dem Künstler Dani Karavan errichtet und besteht aus einem Brunnen mit einem versenkbaren Stein, auf dem täglich eine frische Blume liegt. Darüber hinaus informieren Tafeln über Ausgrenzung und Massenmord an dieser Minderheit während der nationalsozialistischen Terrorherrschaft.
https://www.minderheitensekretariat.de/…/denkmal-fuer-die-…/
05.05.2019
Der Erfahrungsaustausch mit Aktiven aus der schulischen und außerschulischen Bildungsarbeit zeigte deutlich, dass das Thema „Widerstand der Sinti und Roma gegen den Nationalsozialismus“ einerseits mittlerweile zwar auf wachsendes Interesse stößt, andererseits aber kaum in Schulbüchern oder anderen Bildungsmaterialien behandelt wird. Das Dokumentations- und Kulturzentrum Deutscher Sinti und Roma und die Gedenkstätte Deutscher Widerstand sowie Amaro Foro e.V. und Sozialfabrik e.V. haben daher 2017 einen Workshop gegeben über den Widerstand von Sinti und Roma gegen den Nationalsozialismus und seine Bedeutung für die Gegenwart. In dem folgenden Artikel berichten sie über den Workshop.
http://lernen-aus-der-geschichte.de/Lernen-und-Lehr…/…/13765
05.05.2019
Morgen ist der 75. Gedenktag an die deportierten jungen Sinti aus der St. Josefspflege Mulfingen. Eine Gedenkveranstaltung findet in Mulfingen in der Bischof von Lipp Schule statt.
Franziska Kurz, die sich und zwei ihrer Kinder vor Zwangssterilisation und Deportation hatte retten können, schrieb im Januar 1946 aus Schellenberg an die Oberin der St. Josefspflege in Mulfingen. Dorthin waren vier ihrer in Stuttgart geborenen Kinder – der 1934 geborene Otto sowie Sonja (1935), Thomas (1937) und Albert (1938) – gegen ihren Willen verschleppt worden.
Das katholische Kinderheim diente seit 1938 dazu, alle Sinti und Roma, die sich in Heimen in Baden-Württemberg befanden, aufzunehmen, um sie von »arischen« Kindern zu trennen.
https://www.romarchive.eu/…/die-antwort-war-kurz-vernichten/
09.05.2019
Rudi Delis Maria Delis Rudolf Eckstein Fritz Eckstein Martin (Markus) Eckstein Amandus Eckstein Patrizka Georges Wilhelm Georges Sofie Georges Ferdinand Georges Johanna Köhler Franz Köhler Anton Köhler Olga Köhler Anton Köhler Elise Köhler Johann Köhler Josef Köhler Sonja Kurz Otto Kurz Thomas Kurz Martha Mai Sofie Mai Karl Mai Elisabeth Mai Johanna Reinhard Klara Reinhard Scholastika Reinhard Adolf Reinhard Siegfried Schneck Luana Schneck Karl Weiss Maria Winter Rosina Winter Josef Winter
Heute ist der 75. Gedenktag an die deportierten jungen Sinti aus der St. Josefspflege Mulfingen. Eine Gedenkveranstaltung findet in Mulfingen in der Bischof von Lipp Schule statt.
Das katholische Kinderheim diente seit 1938 dazu, alle Sinti und Roma, die sich in Heimen in Baden-Württemberg befanden, aufzunehmen, um sie von »arischen« Kindern zu trennen. Als 1943 die Deportation nach Auschwitz angeordnet wurde, sollten auch diese Heimkinder deportiert werden. Doch die Mulfinger Kinder wurden vorerst zurückgehalten, damit die Rassenforscherin Eva Justin an ihnen Experimente für ihre Dissertation durchführen konnte. Die Heimschwestern erzählten den Kindern, dass sie bald »eine große Reise« antreten würden, und es wurde den Kindern die Erstkommunion erteilt. Am 9. Mai 1944 erfolgte der Abtransport, am 12. Mai 1944 wurde in Auschwitz-Birkenau die Ankunft von 39 Kindern und Jugendlichen aus der St. Josefspflege registriert. Nur vier von ihnen überlebten.
Siehe hierzu Michael Krausnick, Auf Wiedersehen im Himmel. Die Geschichte der Angela Reinhardt, Würzburg 2015 sowie die SWR-Dokumentation „Auf Wiedersehen im Himmel. Die Sinti-Kinder von der St. Josefspflege“ (1994):
12.05.2019
Die Lagerverwaltung hatte geplant, am 16. Mai 1944 die im „Zigeunerlager“ von Auschwitz-Birkenau verbliebenen Menschen zu ermorden. Doch ein in der Lagerverwaltung tätiger polnischer Mithäftling warnte ihm bekannte Sinti und Roma. Diese verbreiteten die Nachricht, woraufhin sich die Häftlinge des sogenannten „Zigeunerlagers“ mit Werkzeugen und Knüppeln bewaffneten, in ihren Baracken verbarrikadierten und den Appell der SS ignorierten. Diese war von dem Verhalten so überrumpelt, dass sie die geplante Vernichtsungsaktion schließlich abbrach, um einen befürchteten Lageraufstand abzuwenden.
Jacques Altmann berichtet in einem Video-Interview (Englischer Untertitel) von dem Aufstand.
Jacques Altmann born in 1923 in Elberfeld, Germany of a Polish father and a German mother who immigrated to France after World War II, tells about the night of 16 May, 1944 in the Auschwitz-Birkenau concentration camp, when the entire Roma population of the camp revolted against their aggressors, in a desperate attempt to defend themselves from sure death.
13.05.2019
Nach dem Aufstand im sogenannten „Zigeunerlager“ in Auschwitz-Birkenau am 16. Mai 1944 wurden in den darauffolgenden Wochen von den noch lebenden 6.000 Sinti und Roma ca. 3.000 in andere Konzentrationslager deportiert. Die verbliebenen 2897 Menschen wurden in der Nacht auf den 3. August in den Gaskammern mit Zyklon B vergiftet.
Das folgende Video-Interview ist auf Englisch.
Erzsébet Szenesné Brodt, was the last eyewitness of the extermination of Auschwitz’s Gypsy Camp. She was there, watching from the window of her barrack as an extermination squad chased Roma families into the gas chambers, armed with flamethrowers and dogs.
Erzsike offered herself to tell the story of her deportation and survival, as well as to give an account on what happened to the Roma on the night of the 2nd of August 1944. The interview was made by Ágnes Daróczi.
15.05.2019
Zoni Weisz, a Sinto Holocaust survivor from the Netherlands, born in 1937, shares his memories with the Romedia Foundation talking about what it means to live with the trauma and loss. He also discusses what we need to do so that history does not repeat itself: “It’s unbelievable that people can do that. It’s unbelievable that you can create the system, where people are being killed like in a factory. We have to be very very careful that history does not repeat itself….that 500 000 Sinti and Roma were murdered, nobody knows. And it looks like nobody cares. So we have to work on that. And that’s why I am fighting, spending my life fighting racism.”
https://www.youtube.com/watch?v=nqWMTxfjxeE