An der Pädagogischen Hochschule Heidelberg wurde am 14. Mai 2019 eine Arbeitsstelle eröffnet, die für diese Diskriminierung sensibilisieren, Betroffenen eine Anlaufstelle bieten und die Antiziganismusforschung stärken will. Die wissenschaftliche Leitung der Arbeitsstelle Antiziganismusprävention obliegt Prof. Dr. Bettina Degner (Institut für Gesellschaftswissenschaften).
Daniel Strauß, Festrede
„Während der NS-Zeit wurden Sinti und Roma ausgeschlossen vom Schulbesuch. 90 Prozent der deutschen Sinti und Roma wurden von den Nazis ermordet. Vor allem jugendliche Menschen haben die KZs überlebt. Das NS-Regime hatte eine Generation von Analphabeten produziert“, erklärt Daniel Strauß, Vorstandsvorsitzender des Verbands Deutscher Sinti und Roma, Landesverband Baden-Württemberg. „Der Zugang zur Bildung ist für uns als Landesverband ein ganz zentrales Thema. Schule ist leider nicht gleichbedeutend mit einem diskriminierungsfreien Raum, was unsere Studie aus dem Jahr 2011 aufgezeigt hat. Seit 2016/2017 ist in Baden-Württemberg verpflichtend das Thema Sinti und Roma (Geschichte und Minderheitenschutz) in die Curricula aufgenommen worden. Wir freuen uns, dass es nun eine Stelle gibt, die sich der Ausbildung von Lehrer*innen auf diesem Gebiet annimmt. Wir müssen Schüler*innen und Lehrer*innen gleichermaßen aufklären und so ein Verständnis füreinander schaffen.“
Während der Eröffnungsrede ging Prof. Degner auf die Entstehung der Arbeitsstelle ein, ein jahrelanger Kampf der vor langer Zeit begonnen hatte. Ihre Rede können Sie hier nachlesen.
Für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Arbeitsstelle gehört dabei die aktive Einbeziehung von Angehörigen der Minderheit und ihren Organisationen zu ihrem Selbstverständnis: „Wir brauchen einen Dialog auf Augenhöhe und wollen daher zum einen als Anlaufstelle für Angehörige der Minderheit fungieren. Darüber hinaus planen wir für Interessierte inner- und außerhalb der Hochschule themenspezifische Fortbildungen, Workshops und Vorträge“, so Degner.
Der Netzwerkarbeit kommt dabei eine besondere Bedeutung zu: Mit Unterstützung des Projektes „Transfer Together – Bildungsinnovationen in der Metropolregion Rhein-Neckar“ sollen daher bestehende Strukturen miteinander verknüpft und neue Kooperationen eingegangen werden.
Nadine Küßner (re.) mit Johann Lehmann (li.)
Die Arbeitsstelle will zudem die Präventionsarbeit fördern, wie Nadine Küßner, Akademische Mitarbeiterin der Arbeitsstelle Antiziganismusprävention, berichtet: „Die Antiziganismusforschung ist noch recht jung und Lehrkräften stehen bislang keine hinreichenden pädagogischen Materialien zur Verfügung, die zur Präventionsarbeit verwendet werden können. Dies wollen wir ändern, indem wir vorhandene Quellen sichten, entsprechend weiterentwickeln und Schulen zur Verfügung stellen.“
Die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler wollen zudem die Schulbuchforschung zur Darstellung der Geschichte der Sinti und Roma voranbringen: So soll in Geschichts-, Politik- und Deutschschulbüchern nach stereotypisierenden Darstellungen gesucht und Alternativen entwickelt werden.